Sylvain Pataille
Marsannay „Les Longeroies“, rouge 2022

„Les Longeroies“ gehört alljährlich zum Besten, was es in Marsannay zu finden gibt. Das ändert sich auch nicht mit dem 2022er-Jahrgang, eher im Gegenteil, denn dieser Wein ist wunderbar gelungen. Er ist fein, elegant, offen und einladend und dazu in hohem Maße vom Terroir beeinflusst. Dieses ist geprägt von weißem Oolith und dem harten, rosafarbenen Prémeaux-Kalkstein, den es auch in Gevrey-Chambertin gibt. Der Comblanchien-Kalkstein befindet sich direkt über dem Weinberg und ist in den darunter liegenden Ablagerungen im Weinberg enthalten. Dieser Weinberg ist einer der ersten Kandidaten für den Status eines Marsannay Premier Cru. Ein Drittel der Rebstöcke von Patailles 0,83 Hektar Besitz wurden um 1955 gepflanzt, zwei Drittel Anfang der 2000er-Jahre. Der Weinberg ist nach Südosten ausgerichtet und liegt 270 Meter über dem Meeresspiegel.

Nach der Handlese werden die Pinot-Trauben dieser Lage in der Regel zu 100 % als Ganztrauben spontan vergoren. Die Gärung dauert bei Pataille lange und bis zu sechs Monate, aber es wird kaum extrahiert. Nach der Pressung wurde der Wein eineinhalb Jahre lang in überwiegend gebrauchten Barriques ausgebaut – der Anteil an neuem Holz beträgt etwa 15 % – und erst zum Schluss vor der Abfüllung leicht geschwefelt. So ist dieser Wein ein Naturwein im besten Sinne, denn auch im Weinberg wird biologisch mit einigen biodynamischen Anwendungen gearbeitet, auch wenn Sylvain 2016 auf die Bio-Zertifizierung verzichtet hat.

„Les Longeroies“ ist ein betörender Pinot Noir, der nach violetten Blüten, nach süßen roten Beeren, respektive Erdbeeren und pürierten Himbeeren, Kirschen und Zwetschgen duftet. Neben diesem reif saftigen, genussvollen Eindruck gibt es Anklänge von indischen Gewürzen, etwas Rauch und Feuerstein, etwas Torf und Pfeffer. Das ist ein magischer Moment, wenn dieser Duft aus dem Glas steigt. Am Gaumen nimmt die Begeisterung nicht ab, denn zu dieser reifen Frucht gesellt sich eine saftig frische Komponente wie eine Mischung aus Sauerkirschsaft und einer reifen Säure, gepuffert von einer hefigen Note und einem seidigen Tannin. Der Wein wirkt jetzt schon sehr ausgewogen und harmonisch, wiederum sehr großzügig – was man dem gesamten Jahrgang attestieren kann – und voller Energie. Nur dass sich diese Energie nicht in Unruhe, sondern in Intensität ausdrückt. Ein fantastischer Weinwert!