Kühling-Gillot
Ölberg Riesling Großes Gewächs 2024

„Gute 10 Jahre brauchte es um dieser Lage Herr zu werden.“ – H.O. Spanier

Von den vier Großen Gewächsen des Weinguts Kühling-Gillot ist der Ölberg die einzige Lage, die vollständig nach Süden ausgerichtet ist. 66 Hektar gehören heute zum Ölberg, davon sind lediglich 11,32 Hektar als Große Lage ausgewiesen, die sich mehrere Weingüter teilen. Wie so viele große Lagen, die seit Jahrhunderten für ihre großen Weine bekannt und berühmt sind, dürfte auch der Ölberg auf einen kirchlichen Hintergrund zurückgehen. Gehörte er zu einem Kloster? Oder stand auf dem Ölberg vielleicht einst ein Bildstock mit einer Christusdarstellung? Möglicherweise wurden auf dem flacheren Teil auch Ölfrüchte wie Mohn, Hanf oder Raps angebaut. Der steile, beste Teil des Berges hat eine Steigung von bis zu 65 %. Wer hier arbeitet, wird auf Dauer demütig. Vor allem, wenn man die Arbeit im Weinberg so intensiv betreibt wie Carolin Spanier-Gillot, ihr Mann H. O. Spanier und deren Team. „Dry farming“, also der Verzicht auf Bewässerung, wird hier seit 2005 praktiziert. Biologische und biodynamische Anbaumethoden kommen hinzu. Und in trockenen Jahren werden am Roten Hang nicht selten hunderte Strohballen von Hand verteilt! Gut eine Dekade benötigte Hans Oliver nach eigener Einschätzung um der Lage Herr zu werden, ihre Anforderungen vollständig zu verstehen und ihr damit letztendlich auch die Güte abzuringen, die er ihr stets zuerkannte.

Im Jahrgang 2024 spielte das dry-farming keine primäre Rolle, denn hinten raus wurde es eher feucht. Das Weinjahr erfindet sich stets neu und keines gleicht eben einem anderen. Für Hans Oliver war es auch ein Winzerjahr, das bedeutet, nur die wirklich talentierten und beharrlichen Betriebe sowie solche, die es sich leisten können auf Mengen zu verzichten, zugunsten einer höheren Qualität, haben große Weine eingefahren. Der Rote Hang, welcher wie der Rüdesheimer Berg Schlossberg eher unter trockenen warmen Jahren leidet, konnte seine Karten diesmal voll ausspielen. Hier entstanden einige der besten Großen Gewächse des Jahres! Der Ölberg zeigt die berüchtigte hauchfeine Reduktionsnote, die immer etwas an gerösteten Sesam und Feuerstein erinnert, insgesamt dem Riesling aber vor allem eine rauchige Facette verleiht. Mit Luft erkennen wir hier Anis, Boskoop, auch etwas Kumquats und Karambole. Am Gaumen zeigt sich der Ölberg geschmeidig und fast seidig. Die Säure steht nicht hervor, ist bestens integriert in den mittelkräftigen Körper dieses trockenen Rieslings. Je mehr man sich dem Finale nähert, desto salziger und pikanter wird der Wein, dessen Tiefe nicht auf den ersten Blick zu erahnen ist, sondern sich erst nach einigen Schlucken offenbart. Der zugänglichste Wein vom Roten Hang in diesem Jahr!

Ideal ab 2030, dann bis 2048.