
Falkenstein
Niedermenninger Herrenberg Riesling Kabinett trocken (Fass „Mutter Anna“ AP1)
2024
Reduktion als Stärke: Was der Spätfrost übrig ließ, glänzt!
Kürzlich verlieh Stephan Reinhardt, Robert Parkers Gaumen und verlängerter Schreibarm in Deutschland, seiner tiefen Verwunderung Ausdruck. Seiner Meinung nach fülle das charismatische Hofgut Falkenstein immer mehr Weine ab, ohne seine Rebfläche zu vergrößern. Es ist gut möglich, dass der Glaube an Herkunft und Individualität im Wein auf Terroir-Hochburgen wie dem Hofgut Falkenstein zu zusätzlichen Abfüllungen geführt hat. Die wahre Neuigkeit ist jedoch, dass im Jahrgang 2024 ein Drittel aller Weine trocken ausfällt. Wer den 2024er Niedermenniger Herrenberg Kabinett trocken „Mutter Anna“ im Glas hat, erlebt einen Riesling, der die Essenz dieses traditionsreichen Saar-Weinguts geradezu perfekt verkörpert. Kein Auftrumpfen, kein Schnörkel, nur die pure, ungeschönte Wahrheit im Glas: still, präzise und unverwechselbar. Die Reben für diesen Wein wurzeln in einer besonderen Lage: Mutter Anna, eine alte Parzelle im Niedermenniger Herrenberg, liegt unweit des Hofguts. Der Boden dort ist ein Mosaik aus eisenhaltigem Grauschiefer, Quarz, quarzithaltigem Sandstein und Diabas – eine geologische Vielstimmigkeit, die dem Wein seine herb-mineralische Prägung verleiht. Wie immer bei Falkenstein wurde auch 2024 die gesamte Parzelle in einem Hieb vollständig von Hand gelesen – Ausdruck der kompromisslosen Handarbeit, die im Konzer Tälchen seit jeher gelebt wird. Nach der Ganztraubenpressung floss der Most durch reine Schwerkraft in ein altes Fuderfass, wo er mit wilden Hefen spontan vergären durfte. Es gab keinen Eingriff – nur Geduld, Stille und Vertrauen in den eigenen Weg. Im Frühjahr 2025 wurde der Wein ohne großen Lärm, aber mit umso größerer Substanz gefüllt. Und wie präsentiert sich dieser stille Botschafter eines fordernden Jahrgangs im Glas? Hell, fast durchscheinend, mit einem zarten Grünreflex – wie ein stiller Bachlauf, der über Quarz und Schiefer plätschert. In der Nase zeigt sich sofort seine herb-klare Ader: knackiger Granny Smith, ein Hauch von Fenchelgrün, dazu die kühle Aromatik von Wacholderbeeren und eine Note von angeschlagenem Feuerstein – beinahe rauchig, beinahe salzig. Kein Bouquet, das sich anbiedert, sondern eines, das Respekt verlangt. Am Gaumen dann ein präziser Schlag. Knochentrocken, aber nie karg. Vielmehr ist er wunderbar stoffig mit jener feinen Körnung, wie man sie nur von spontan vergorenen Fuderweinen kennt. Die Säure ist präsent, hell und vibrierend, aber nie aggressiv. Ein Wein, der straff bleibt und Zug hat, ohne zu zerren. Die Frucht bleibt zurückhaltend: grüne Apfelschale, zarte Quitte und ein Hauch von Zitruszeste. Darunter liegt eine feinkörnige Mineralität, die fast an nassen Sandstein erinnert. Der 2024er Mutter Anna ist das Kind eines kargen, schwierigen Jahrgangs. Die Spätfrostnächte im Frühjahr haben die Erntemenge drastisch reduziert. Doch gerade das verleiht diesem Wein seine Konzentration, seine Klarheit und seine stille Tiefe. Wer Geduld mitbringt, wird belohnt, denn mit der Flaschenreife gewinnt dieser Kabinett noch weiter an Finesse und Tiefenschärfe. Kein Wein für nebenbei, sondern einer für Menschen, die Riesling als Form, Linie, Klang begreifen. Mutter Anna 2024 ist ein Wein, der nicht gefallen, sondern berühren möchte.
Zu genießen ab sofort, Höhepunkt bis nach 2035.
Zutatenverzeichnis:
Trauben
Falkensteiner Hof 1
54329 Konz
DEUTSCHLAND
Der Niedermenninger Herrenberg Riesling Kabinett trocken (Fass „Mutter Anna“ AP1) 2024 vom Hofgut Falkenstein ist ein Charakterwein mit Tiefe und Zug.