Falkenstein
Krettnacher Euchariusberg Riesling Kabinett Alte Reben (Fass „Gisela“ AP8) 2024

Kühl, klar, konzentriert: Dieser Kult-Riesling von der Saar hat weniger Frucht und mehr Charakter

Der Euchariusberg Alte Reben aus dem Fuder „Gisela“ ist ein Riesling Kabinett von seltener Präzision und innerer Spannung. Seine Kraft schöpft er nicht aus Opulenz oder Reife, sondern aus Herkunft, Balance und Struktur. In diesem Wein verbinden sich die Kühle und Strenge des Jahrgangs 2024 mit der Konzentration alter Reben und der Handschrift eines kompromisslosen Ausbaus. Bereits in der Nase deutet sich die Tiefe dieses Kult-Kabis an: feiner Rauch, Feuerstein, Grapefruitschale, Cassisblatt und die ätherische Frische von Zitronenmelisse und Minze. Ein Hauch von Wermut, Fenchelsamen und steiniger Kräuterwürze erinnert an frisch gebrochenes Gestein nach dem Regen. Dazu eine salzige Kühle, die direkt aus dem Boden zu kommen scheint. Am Gaumen wirkt der Wein kühl und klar mit einer straffen, brillant geführten Säure und einer fast kristallinen Textur. Er besitzt Druck, aber keinen Überschwang – er spannt sich kontrolliert über die Zunge, präzise und fokussiert. Die Aromatik bleibt herb, zitrisch und kräuterwürzig, unterstützt von feinstem Gerbstoffgrip. Eine Spur Restzucker rundet alles ab, ohne die Trockenheit zu durchbrechen. Das Finale ist lang, salzig und zitrusgetragen mit einer mineralischen Tiefe. Es gibt kein Fruchtspiel und keinen Schmelz zur Ablenkung, im Vordergrund steht das Zusammenspiel von Säure, Struktur und Boden. Die Reben für diesen Wein wachsen im historischen Euchariusberg, einem der bedeutendsten Terroirs der Saar. Die Parzelle stammt aus den 1940er-Jahren, ist wurzelecht bestockt und liegt auf einem durchlässigen Mix aus grauem Schiefer, Quarz und eisenhaltigem Sandstein. Die Vinifikation erfolgt klassisch im großen Fuderfass: Ganztraubenpressung, spontane Vergärung, Ausbau ohne Eingriffe – präzises Handwerk in seiner ruhigsten Form. Gisela 2024 zeigt, was ein Kabinett sein kann, wenn er aus bester Lage, von alten Reben und mit einem tiefen Verständnis für den Charakter des Jahrgangs erzeugt wird.

Zu genießen ab 2028 (mit Belüftung in der Karaffe gern auch früher), Höhepunkt bis nach 2050.