Falkenstein
Krettnacher Altenberg, Riesling Spätlese trocken (AP7) 2024

Ein Riesling wie ein Gedicht aus Stein: kein Schmelz, kein Schnörkel – nur Struktur!

Es gibt Rieslinge, die geradezu marktschreierisch um Aufmerksamkeit buhlen, und solche, die sich in feiner Zurückhaltung üben. Dieser Wein gehört zu keiner dieser Kategorien. Er ist vielmehr ein Monument aus Präzision und Spannung, ein Riesling, der aus der Tiefe seiner Herkunft spricht. 85 Grad Oechsle – nicht mehr, nicht weniger. Kein Gramm Zucker zu viel, keine Chaptalisierung. Nur das, was die Rebe geben wollte. Und das reicht. Denn dieser Krettnacher Altenberg aus dem Fuder von Johannes und Erich Weber ist kein gefälliger Charmeur, sondern ein aufrechtstehender Riesling mit festem Rückgrat und phenolischem Kern. Er formt seinen Charakter nicht am Markt, sondern im Weinberg. In einem Jahrgang wie 2024, der durch Kühle, Kräuterwürze und eine messerscharfe Struktur geprägt ist, spielt dieser Wein seine ganze Klasse aus. Schon in der Nase hebt sich der Schleier mit feuersteiniger Reduktion, Rauch, Brioche und einem Hauch von Sommerregen auf trockenem Kies. Zitronengras, Wermutkraut, weißer Tee – die kühle, aromatische Strenge ist Versprechen und Herausforderung zugleich. Dieser Riesling ist kein Schmeichler, sondern ein herb-mineralischer Solitär, der sich mit jeder Minute im Glas präziser konturiert. Der Gaumen ist ein Erlebnis für sich: salzig, stahlig, zitrisch, von der ersten Sekunde an kalkig und kühl. Limette kracht ins Bild, flankiert von Zitronenmelisse, weißer Johannisbeere, limonadige Noten und der bitteren Eleganz von Grapefruitschale. Es gibt keinen Schmelz und keine barocke Süße, dafür einen schier elektrisierenden grip: ungeschönt, pulsierend, mit einem Spiel zwischen Herbheit und Frucht, das süchtig macht. Und immer wieder greift man zum Glas zurück, denn dieser Wein löst eine Bewegung aus – nicht nur im Gaumen, sondern auch im Denken. Wenn man glaubt, er sei zu karg, kommt die nächste Nuance gelber Frucht. Wenn man an Klarheit denkt, zeigt er Tiefe. Wenn man Konzentration spürt, offenbart er Leichtigkeit. Die Lage Altenberg liegt gut hundert Meter höher als die Weinberge in Niedermennig. Hier ist es kühler, besser durchlüftet, und die Weine sind kraftvoller. Die Reben sind alt, die Böden von Schiefer, Quarz und Humus geprägt. Hier entstehen keine filigranen Kabinette, sondern mineralische, strukturierte, druckvolle Rieslinge mit der Statur einer Spätlese. Wie immer bei Falkenstein: Handlese, Ganztraubenpressung, spontane Gärung im großen Holzfass und minimaler Eingriff. Kein Make-up, keine Tricks. Nur Geduld, Wissen und Demut gegenüber der Lage. Dieser Riesling ist kein Softdrink und doch möchte man das Glas nicht mehr loslassen. Vielleicht, weil er genau das schafft, was nur große Weine können: Er verdichtet Energie, Herkunft und Zeit zu einem unvergleichlichen Gefühl.

Zu genießen ab sofort, Höhepunkt bis 2045.