
Falkenstein
Niedermenniger Sonnenberg Riesling Kabinett trocken (Fass „Munny“ AP9)
2024
Ein Musterbeispiel für die vielzitierte „Puristische Intensität“ des Weinguts!
Moden kommen und gehen. Es gibt viele Weingüter, die solche Moden mitmachen, und andere, die sich eher treu bleiben. Das kann dann zwischenzeitlich zur Folge haben, dass die Weine eines solchen Weinguts weniger en vogue sind als andere. Ein Weingut dieser Art ist zum Beispiel Clos Rougeard in Saumur an der Loire. Die Weine der Brüder Foucault wollte längere Zeit kaum jemand haben, und später wurden sie zum Kult. Beim Hofgut Falkenstein ist das ähnlich. Dort hat sich der Stil nie geändert, die Weine wurden zwischenzeitlich belächelt, doch seit einigen Jahren sind sie Stilikonen der Region. Der „neue alte Stil ist wieder salonfähig“, fasst es Erich Weber zusammen.
Zum „neuen alten Stil“ gehört bei den Webers auch, dass sie an den Prädikaten festhalten. Das gilt etwa für den rar gewordenen „Kabinett“, ein Terminus, der einen trockenen, im Alkohol leichten Wein bezeichnet. Diese Kennzeichnung impliziert aber darüber hinaus, dass der Wein weder angereichert noch entsäuert wurde oder, wie Erich Weber es formuliert: „Hier wird im Keller nicht daran gefummelt!“ – ein grundehrlicher trockener Kabinett also.
Der Vinum Weinguide 2025 verweist, um den Stil der Falkenstein’schen Weine zu beschreiben, auf deren „puristische Intensität“. Dieses nur scheinbare Oxymoron wird mit einem trockenen Kabinett wie diesem hier einfach ideal veranschaulicht. Im Bouquet neben einer eher salzigen wie auch rauchige Komponente ein Hauch von nicht zu reifen Limetten, am Gaumen besticht der „Munny“ dann durch seine Geradlinigkeit und sehnige Art. Wer noch die Center-Shock-Bonbons mit Geschmack nach grünen Äpfeln kennt, kann in Kindheitserinnerung schwelgen: Proust’sche Madeleine à la Falkenstein! Dieser Riesling „rockt“ und ist nichts für Weinliebhaber, die den Gaumen gern mit weichwattiertem Wohlgeschmack auskleiden wollen. Ein „fishing for compliments“ ist dem Stil unserer Saar-Freunde fremd. Der „Munny“ stammt von 60 bis 70 Jahre alten Rebstöcken aus der Lage Unter den Röderchen. Diese steinige Lage zeigt sich im Vergleich zum in diesem Jahr vom Frost gebeutelten trockenen Kabinett („Egon“) aus dem Herrenberg etwas runder und fülliger – sofern man diese Eigenschaften im Falkenstein-Kontext überhaupt verwenden kann. Am Gaumen bleibt der 10 Vol.-% schlanke Riesling knackig und präzise, animiert Schluck für Schluck. Das ist ein kerzengerader Saar-Wein mit stahligem Charakter, kompromisslos und von großer Leichtigkeit gezeichnet. Ein heute sehr seltener Typ Riesling, der schon im jugendlichen Stadium unglaublich viel Trinkfreude verströmt: Er brettert nur so über den Gaumen, macht keine Gefangenen, aber umso mehr Spaß! „Puristische Intensität“? Jawollja!
Ab sofort schon wunderbar, Potenzial für mindestens 5–7 Jahre.
Zutatenverzeichnis:
Trauben
Falkensteiner Hof 1
54329 Konz
DEUTSCHLAND
Das Fass „Munny“ (Niedermenniger Sonnenberg) verströmt maritime Düfte und strotzt nur so vor Mineralität. Grandioser trockener Saar-Kabinett von Falkenstein