Boscarelli
„De Ferrari“ IGT Toscana, rosso 2023

Vollgas im Glas: der rote Ferrari mit jugendlichem Schwung

Die Familie Ferrari genießt längst nicht mehr nur unter Liebhabern italienischer Pferdestärken einen klangvollen Namen. Auch in der Welt des Weins sorgt „Ferrari“ zunehmend für Begeisterung – obwohl es sich hier um einen Rosso ganz anderer Art handelt. Und obwohl die Marchesi de Ferrari Corradi (die Eigentümer des Weinguts Boscarelli) mit den berühmten Sportwagenbauern nicht verwandt sind. Ihr Rosso de Ferrari ist so etwas wie der verspielte, jugendliche Bruder des Vino Nobile: weniger ernst, doch voller Charme und Charakter. Ein junges, lebensfrohes Bekenntnis zur großen Tradition von Montepulciano. Bereits beim ersten Schwenken entfaltet er einen facettenreichen Duft, der weit über das Erwartbare hinausgeht: ein Hauch von Veilchen, ein Flüstern von Flieder, darüber ein sattes Aroma von dunklen Kirschen, saftigen Johannisbeeren und feiner Edelbitterschokolade. Wie ein flüchtiger Windzug aus der Sommersonne der Toskana bringt dieser Wein intensive Aromen von Sauerkirschen, Holundersaft und Cassis ins Glas, durchzogen von verführerischen Nuancen getrockneter Kräuter, einem Hauch Zigarrenkiste, dunklem Kakao und feinem Tabak – ein Bukett, das verzaubert und überrascht. Denn so viel Tiefe und Komplexität würde man in dieser Preisklasse kaum erwarten. Im Mund schmeichelt er mit einer weichen, dichten Struktur wie ein roter Samtvorhang, der sich mit geschmeidiger Eleganz langsam öffnet. Jugendlicher Sangiovese gibt ihm seine lebendige Säure, seine floralen Höhen und eine aromatische Brillanz, während der kleine Merlot-Anteil Weichheit, Fülle und reife Frucht beisteuert: Kirsche, Himbeere, reife Erdbeere, begleitet von Pflaume und schwarzer Johannisbeere. Die Tannine sind reif und fein gewebt, der Abgang saftig, klar konturiert und angenehm lang mit einem letzten Gruß von dunkler Beerenfrucht und einer feinen Gewürznote. Was diesen Rosso de Ferrari so besonders macht, ist sein Charakter als bewusst unkomplizierter, aber keineswegs einfacher Wein. Zugunsten seiner direkten, fruchtbetonten Stilistik verzichtet er auf einen langen Ausbau im Holzfass. Die Weinbereitung in verglasten Zementtanks bewahrt seine frische, florale Aromatik, und der Verzicht auf schwere Extraktion oder überbordende Konzentration unterstreicht die Philosophie des Hauses Boscarelli: Authentizität statt Effekthascherei. Die jungen Reben gedeihen auf kalkhaltigen, sandig-lehmigen Schwemmlandböden in den legendären Lagen von Cervognano. Das gibt diesem Rosso eine feine Mineralität und ein bemerkenswertes Gleichgewicht. Die Gärung mit autochthonen Hefen, das sanfte Umpumpen und die sensible Vinifikation bringen einen Wein hervor, der die Quintessenz toskanischer Lebensfreude verkörpert. Verführerisch, duftig, fruchtbetont, aber mit der noblen Haltung, die man von Boscarelli erwartet. Der ideale Begleiter zur mediterranen Küche, zu Pasta mit sugo al pomodoro, zu würzigen Antipasti oder einfach solo an einem lauen Abend – ein Lächeln aus Montepulciano, das im Glas leuchtet. Wer also glaubt, dass Ferrari nur auf vier Rädern für Herzklopfen sorgt, hat diesen Rosso noch nicht probiert.

Zu genießen ab sofort und am besten innerhalb von fünf Jahren, wenn seine florale Frische und sein fruchtiger Glanz am schönsten erstrahlen.