Clos du Caillou
„La Réserve“ Châteauneuf-du-Pape, rouge 2023

Geboren auf Sand, gereift in Licht – ein Monument aus Finesse!

Der Châteauneuf-du-Pape „La Réserve“ 2023 vom Clos du Caillou ist ein faszinierendes Beispiel für die stille Größe, die entstehen kann, wenn kompromisslose Sorgfalt, tiefe Kenntnis des Terroirs und ein außergewöhnlicher Jahrgang zusammentreffen. In einer Region, die nicht für ihre Zurückhaltung, sondern für ihre Muskeln bekannt ist, zeigt dieser Wein, dass wahre Intensität auch in Finesse, Präzision und vibrierender Frische liegen kann. Die Trauben stammen aus zwei der besten Lagen der Appellation: La Guigasse und Pignan. Beide profitieren von reinen Sandböden, die dem Wein eine durchdringende Eleganz und eine ungewöhnliche Frische geben. Diese lieux-dits, in unmittelbarer Nachbarschaft zum legendären Château Rayas, sind prädestiniert für einen Grenache, der nicht auf Kraft, sondern auf Tiefe, Seidigkeit und Klarheit setzt. Der Jahrgang 2023 war geprägt von einer intensiven Reifezeit, in der vor allem die alten Reben ihre ganze Kraft entfalten konnten. Im Clos du Caillou stammen die Grenache-Trauben von alten Rebstöcken, ergänzt durch Mourvèdre, der dem Wein Struktur, Würze und Frische schenkt. Im Verhältnis von 60 % Grenache zu 40 % Mourvèdre werden beide Rebsorten vollständig entrappt und gemeinsam vergoren. Diese Gärung gibt dem Wein eine außergewöhnliche Harmonie und Tiefe, da sich die Eigenschaften beider Rebsorten auf einer gemeinsamen sensorischen Bühne vereinen. Die Weinbereitung erfolgt sodann mit größter Sorgfalt: Die Trauben werden in Holzbottichen spontan vergoren, begleitet von traditioneller Handarbeit – pigeage (Unterstoßen) und délestage (Ablassen und Wiederaufgießen) erstrecken sich über die gesamte Maischestandzeit, die mit vierundvierzig Tagen außergewöhnlich lang ist. Diese lange Maischegärung ermöglicht eine tiefe Extraktion der Aromen, ohne dass der Wein jemals schwer wird. Anschließend reift die Réserve 14 Monate lang in einer genau abgestimmten Kombination aus 600-Liter-demi-muids (85 %), Amphoren (10 %) und einem kleinen Anteil an Barriques (5 %). Der Holzeinsatz ist stets zurückhaltend: Nur ein sehr geringer Anteil an neuem Holz wird verwendet, sodass der Ausdruck von Terroir und Frucht nie überdeckt, sondern vielmehr veredelt wird. Im Glas präsentiert sich der Wein tief karminrot mit rubinroten Reflexen – ein Farbspiel, das sowohl Dichte als auch Leuchtkraft suggeriert. Die Nase öffnet sich mit einer verführerischen Aromenvielfalt: reife Erdbeeren und zerdrückte Himbeeren, begleitet von Feigen, Pflaumen und einem Hauch von geröstetem Kakao. An der Luft entfalten sich florale Noten, zarte Anklänge an Frühlingsblumen und eine kühle mineralische Komponente, die an Graphit erinnert. Am Gaumen wird der Wein lebendig, fast elektrisierend, mit einer Kombination aus konzentrierter Frucht und strukturierender Frische, die sofort fesselt. Aromen von Cassis, Pflaumenmus und Lakritz entfalten sich mit faszinierender Klarheit. Die Tannine sind seidig und präzise, nie aufdringlich, aber präsent. Ein Hauch von Szechuanpfeffer sorgt für Würze und Spannung, während eine salzige, fast kristalline Mineralität den Wein bis ins lange, vibrierende Finale trägt. Es ist diese Balance, die ihn so besonders macht: ein kraftvoller Körper, getragen von Leichtigkeit, ein dichter Fruchtkern, eingebettet in ein Gerüst aus Frische und Eleganz. Noch Minuten nach dem letzten Schluck bleibt der Wein im Mund, hinterlässt einen seidigen Nachhall auf der Zunge und belebt die Sinne. Der „La Réserve“ 2023 ist kein lauter Wein, sondern ein charismatischer, detailreicher Solist, der mit leiser Stimme große Geschichten erzählt. In einem Jahrgang wie 2023, der für seine Rasse und Präzision gefeiert wird, ist dieser Wein ein leuchtendes Beispiel für das Potenzial der alten Reben an der südlichen Rhône. Er ist ein Genuss für den Augenblick und ein Versprechen für die Zukunft. Wer Geduld hat, wird in den kommenden Jahren mit noch mehr Komplexität belohnt – wer ihn jung öffnet, darf sich auf ein sinnliches Erlebnis freuen, das weit über das Erwartete hinausgeht. Ein Châteauneuf-du-Pape, der nicht prahlt, sondern verzaubert.

Idealerweise ab 2030 (oder vorher mit mehrstündiger Belüftung in der Karaffe), Potenzial mindestens bis 2050.