Guillemot
Savigny les Beaune, 1er Cru „Les Narbantons”, rouge 2023

Es lohnt sich eine kleine Reise auf der Landkarte, um das Burgund und die Premier-Cru-Lage „Aux Narbantons“ in einen Zusammenhang zu bringen: Die Côte d’Or, ein Hügelrücken südlich von Dijon wird als das Herz des Burgund bezeichnet. Inmitten dieses Herzens liegt Beaune, dessen Hospiz mit seinen alljährlichen Weinversteigerungen zu Gunsten der Kranken und Armen jenes wunderschöne Signal in alle Welt sendet: »Genieße und tue dabei Gutes«. Wer denn unbedingt dieses gute Herz des burgundischen Herzens verlassen möchte, nach Westen gar, wird auf der Autobahn das Tal des Rhoin passieren. Der kleine Fluss hat sich ein Tal gegraben und dabei zwei Hänge geschaffen. Auf dem südlichen Hang mit Blick auf Corton, unterhalb der hektischen Verkehrsachse finden wir schließlich auf etwa 250 Metern Höhe, anderthalb Kilometer südöstlich von Savigny-lès-Beaune diese Spitzenlage. Von der Morgensonne täglich geküsst steht dort ein Drittel Hektar Pinot-Noir-Reben der Brüder Philippe und Vincent Guillemot. Die 1960 gepflanzten Stöcke wurzeln in einem Gemisch aus Lehm, Kalkstein und Sand. Aber mit der Beschreibung des schlicht-Geographischen ist dem Terroir-Begriff, den die Winzer des Burgund neben ihren Weinen im Munde führen nicht beizukommen. »Man muss es nur lieben, das Land zu bearbeiten, dann kommt die Intuition von allein.« ist so ein Ausspruch Philippe Guillemots, der uns auf die Sprünge hilft. Die Liebe zum Handwerk ist ihm Grundlage. Die Intuition ist das Ziel – und wesentlicher Bestandteil des Terroirs. Wenn wir uns die schlichten Details der Weinbereitung ansehen (15 bis 16 Tage bei zwei- bis dreimaligem Hinunterstoßens des Tresterhuts, die Reifung für 18 Monate in nur zu geringem Teil neuen Fässern verschiedener Größe, die sechs Monate Flaschenreifung), können wir lernen, wie viel einfach nur tradierte Intuition ist. Und mehr ist einfach nicht nötig, um das, was die Lage hervorbringt in die Flasche zu bekommen und dort für viele Folgejahre zu konservieren. Dieser Savigny-lès-Beaune 1er Cru gilt unter Kennern auch als der Langlebigste unter den Weinen der Guillemots. Den Experten nach wird er sein volles Potenzial in 10-15 Jahren erreichen.

Nach etwa drei Stunden in der Karaffe zeigt dieser Rote aber schon erstaunlich viel von dem, was er so mit sich führt. Die Würznoten (Erde, Schmorbraten, Kakao, Süßholz, Gestrüpp, Lavendel, Tabak, getrocknete Rosenblätter, Pfeffer, Paprika, Gras, Zeder, Graphit, Vanille, Piment, ein klitzekleines bisschen Rauch) haben schon richtig viel Kraft und die Frucht (Kirschen in Rot und Schwarz, Erdbeere, Granatapfel, Himbeere, schwarze Johannisbeere, Pflaume) hat sich trotz ihrer jugendlichen Frische schon wunderbar eingefügt. Man merkt allerdings deutlich, dass die kommenden Jahrzehnte da noch so einige Eingliederungsarbeit leisten werden. Unter einem eher schattigen Süße-Säure-Einklang haben wir jetzt schon sehr reife Gerbstoffe – nichts wirkt da ungeschliffen. Die Helligkeit des „Aux Narbantons“ scheint uns fantastischerweise durch die Aromen herbeigeführt, die Säure hält sich vornehm zurück – ein Prachtstück!