Herrenberg, „Stoveler“ Riesling (feinherb) 2022

Um in die Parzelle mit dem Namen „Stoveler“ zu gelangen, muss man die Spitze des Schodener Herrenbergs erklimmen – auf immerhin 270 Metern Höhe. Ist man dort, befindet man sich in einer parabolspiegelartig geformten Landschaft, in der die alten Reben einer strapaziös harten, heißen und permanent windigen Natur ausgesetzt sind. Für die Weine der Lage gilt die Redewendung: „Per aspera ad astra“ – die hier mit „unter widrigsten Bedingungen entsteht großer Wein“ übersetzt werden könnte, zumal dann, wenn Winzer wissen, was sie tun – und darauf kann man sich bei Claudia Loch, Ehemann Manfred und Sohn Johannes verlassen. Den dreien ist klar: Große Weine fallen nicht vom Himmel! Sie scheuen die schwere Arbeit in den steilen Lagen nicht, kennen sich mit ihren Böden, den Trauben und der Tradition der Region bestens aus und bringen das mit untrüglicher Intuition und ökologischem Bewusstsein zusammen. Deshalb gehört das Weingut auch „zweifellos zu jenen Betrieben, die den frühen Glanz der Saar heute wieder erstrahlen lassen“ (Gault&Millau). Im Glas strahlt der „Stoveler“ in einem leuchtend hellen Strohgelb. Die Nase zeigt sich zunächst etwas verhalten, wacht aber bald auf, beginnt frisch mit einer leicht kieselig-schieferigen Mineralität und offenbart dann pure Exotik: Mango, Ananas und reife Honigmelone. Geschmacklich ist dieser feinherbe Tropfen vom Herrenberg-Gipfel wieder einmal ein perfekter Beweis dafür, dass Alkoholgehalt und geschmackliche Tiefe nichts miteinander zu tun haben. Aus den gerade mal 10,5 „Umdrehungen“ rotiert eine wahre Aromenflut an den Gaumen. Die südlich-tropische Exotik bleibt, nun aber mit Ananas ganz klar in pole position: Ananas satt! Die Süße der reifen Südfrüchte ist durchaus präsent, kommt aber mit einer wunderbaren Frische und crispen Säure zusammen, was eine grandiose Balance schafft und den Wein fast schon gefährlich „trinkig“ macht. Im Nachhall entwickelt sich ein feinseidiger Schmelz, der Mandel- und Cashew-Aromen mitbringt. Für uns ein perfekter Begleiter zu scharfen Thai-Currys mit Limette und Meeresfrüchten, aber auch als kleine Ergänzung zum Kaffeeklatsch oder zu einem blauschimmellastigen Käsebrett.

Ab sofort bis 2035+.

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