Ein sensationell mühe- und anstrengungsloser „Halbtrockener“!
Dass messbare Restsüße, die Grundlage für das Ausbleiben der Bezeichnung „trocken“, und tatsächlich wahrzunehmende Süße nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun haben, beweist unser „Lenz“ Riesling von Schönleber auf das Vortrefflichste. Im Umgang mit Süße, quasi mit Aufzucht und Pflege derselben haben die Schönlebers über Jahrzehnte Erfahrung gesammelt – die restsüßen Weine des Gutes erhalten aus allen Himmelsrichtungen zurecht Lobpreisungen. Von roten Schieferböden, unter anderem auch von Parzellen des ruhmvollen „Frühlingsplätzchens“ stammen die Trauben für diesen traumhaft leichten, und so herrlich „wegtrinkbaren“ Nahetropfen (nach Handlese, Reifung im Edelstahl auf der Feinhefe und sachter Filtration entstand hier ein verblüffend farbintensiver Wein).
Noch kühl, zeigt der „Lenz“ der Nase zuerst zart-saure Frucht (Ananas, Mango, Birne, Apfel, Mandarine) und gibt aus den Tiefen etwas Schieferzunder. Die Früchte wirken hübsch in Reihe zu einer Perlenkette angeordnet; der Wein ist bereits ab Flasche erstaunlich „offen“. Wenn er Wärme angenommen hat, tritt Leichtigkeit in Gestalt von Blütennoten hervor. Die Tiefen des Bouquets allerdings werden nunmehr von Lemon Curd und Rosinen gewärmt. Tja und dann kommt die Sache mit der Süße, und die Zunge hat zuerst einmal wirklich Mühe, sie als eigenständige Eigenschaft wahrzunehmen. So eng einverleibt scheint sie der Säurelandschaft, dass sich keinerlei Empfinden von „Breite“ einstellt. Die Breite wird in dieser Szenerie von Mineralität geschaffen, die errichtet scheint und prachtvoll, einem von Abendsonne angestrahlten Prunkbau gleich, leuchtet und überwältigend einlädt. Wir lassen nach diesem Schauspiel gerne alle Anstrengungen bleiben, der chemisch-nachweisbaren Süße auf die Spur zu kommen – Analyse ist doch schließlich Mühe – und Mühen sind diesem Riesling nun wirklich fremd.
Ab sofort bis mindestens 2028+.
Emrich-Schönlebers Riesling „Lenz“ von 2022 bietet allen Liebhabern leichter und müheloser Weinwelten ein großes Gehege zur Entdeckung an.