Tempier
Bandol rouge 2020

Kraftvoller (aber finessenreicher) Rotwein, der Bordeaux und Burgund herausfordert!

91–93 Punkte – Robert Parker Wine Advocate

Als Initiator der sagenumwobenen „Judgment-of-Paris“-Blindprobe von 1976 war Steven Spurrier nicht nur ein englischer Gentleman wie aus dem Bilderbuch, sondern auch eine veritable Legende der internationalen Weinwelt. Daher bat die Zeitschrift DecanterR ihren (inzwischen verstorbenen) Autor schon vor einigen Jahren, die zwölf „denkwürdigsten“ Lieblingsweine seines Lebens auszuwählen und interessierten Genießern im Rahmen einer exklusiven Masterclass in London zu präsentieren. Neben einem großen Bordeaux, einem in Würde gereiften Vintage-Champagner, einem Kultwein von der Rhône und einem Super-Tuscan gehörte auch der rote Bandol von der Domaine Tempier zu Spurriers Favoriten. Warum der distinguierte Großkritiker gerade diesen Wein so beachtlich fand, verriet er dem neugierigen Publikum unverzüglich: Dass Bandol heute als vin de garde par excellence gilt, also als ein wilder, rustikaler, über Jahrzehnte hinweg lagerfähiger Rotwein, der sich durch Dichte und Struktur auszeichnet, ist an erster Stelle der Domaine Tempier und ihrer Eigentümer-Familie Peyraud zu verdanken. Es war vor allem Lucien Peyraud, genannt der „Kreuzritter des Mourvèdre“, der seit den 1940er-Jahren unermüdlich dafür gekämpft hatte, dem Bandol einen Rang neben den besten Crus aus Bordeaux und Burgund, Côte-Rotie und Hermitage zu verschaffen. Wer diese nach seiner (auch als Köchin berühmt gewordenen) Frau und ihm benannte Cuvée „Lulu & Lucien“ (ein hoher Mourvèdre-Anteil, dazu Grenache und Cinsault sowie kleine Mengen Carignan und Syrah) verkostet, der weiß, dass dieser Anspruch keineswegs übertrieben ist. Der Wein, für den die Trauben in Betonbehältern für drei bis vier Wochen mit weinbergeigenen Hefen vergoren werden, und der dann 18 Monate in Fudern ausgebaut wurde, fällt zunächst durch seine wunderschöne schwarzblaue Farbe auf, die bereits auf seine Intensität hinweist. Im Glas entfaltet er einen verlockenden Duft von dunklen Süßkirschen. Die Aromen sind tief und sinnlich, mit einer erdigen, würzigen Komponente. Das Bouquet wird von einem wunderbaren Duft nach Zedernholz und gelben Blüten parfümiert, die eine zusätzliche Dimension der Komplexität hinzufügen. Im Mund präsentiert sich dieser Bandol zunächst enorm wuchtig, doch gleichzeitig überrascht er mit einer bemerkenswerten Finesse. Trotz seiner schwarzkirschigen und brombeerigen Fülle bleibt er floral und verspielt. Unter der Fruchtigkeit lassen sich subtile Noten von Lakritze und Lavendel entdecken, auch eine Spur von Schieferwürze. Diese einzigartige Kombination verleiht dem Wein eine elegante Struktur – unerwartet in einer Region, die vor allem für ihre kraftvollen Weine bekannt ist. Am Gaumen mischen sich Noten von Baumrinde und Trüffeln mit Aromen von saftigen Kirschen und Himbeeren, begleitet von einer Nuance schwarzer Oliven. Der unfiltriert abgefüllte Wein zeigt sich konzentriert und opulent, mit langem, weichem Finish. Ein vollmundiger, körperreicher Bandol also, den man gern auf einer provenzalischen Terrasse zur rosa gebratenen und mit Rosmarin gewürzten Lammkeule tränke. Und den Steven Spurrier völlig zurecht zu seinen Top Twelve gezählt hat.

Ab sofort und bis 2040.