Nasenverwöhner und Gaumenschmeichler in einem!
Unserer Nase, dem so ungemein wichtigen, für uns Weinliebhaber unverzichtbaren Organ einen Wein zu widmen, sieht Alexandre Chekalin und Tatiana Korolchuk (die Guido Jansegers Spitzenweingut Mansenoble übernahmen) ähnlich – haben Weine aus diesem Gut doch unsere Nasen schon so viele Jahre verwöhnt. Wer allerdings glaubt, dass es sich beim „Le Nez“ von 2021 um einen sogenannten „Nasenwein“ handeln könnte, einen Wein, der Betrügern gleich mit pauschalen Aromen freigiebig winkt, um dann am Gaumen auf ganzer Linie zu enttäuschen, ja, der irrt gewaltig! Bei Mansenoble weiß man einfach wie man einen „ganzen“ Wein macht: Zu Füßen der Berge, nahe Carcassonne, auf 80 bis 120 Metern Höhe, auf Lagen aus lehmigem Kalk und Kies wachsen die Reben unter gütigem Klima (trockenes Mittelmeerklima wechselt sich hier perfekt ab mit atlantisch-feuchterem). Die unter solch’ idealen Bedingungen gewachsenen Trauben werden, vollständig entrappt, jede Rebsorte für sich langsam und unter Temperaturkontrolle für 18 Tage im Stahltank vergoren (dabei wird die Maische so wenig wie möglich bewegt, damit nicht zu viele Gerbstoffe in Lösung gehen; der Tresterhut wird nur sacht runter gedrückt, ein Überschwallen unterbleibt). Während der Merlot und der geringe Anteil von Carignan ihre Reife im Edelstahl erreichen, darf sich der Cabernet Sauvignon für acht Monate in gebrauchten Holzfässern entspannen.
Bevor die Nase nun arbeiten darf, gibt es noch etwas für die Augen: Ein samtenes Granatrot, sehr zarte Pigmentierung und eine leichte Reife-Bräune verwöhnen auch. Wer diesen Südfranzosen nicht dekantiert haben sollte, wird jetzt ein wenig warten müssen. Die Dichte ist tatsächlich maximal. Wenn sich dann langsam Cassis, Kaffee, Muskat, gerösteter Sesam nebst Röstrauch und Lorbeer auffalten, wird der Name wahrlich einleuchten. Brombeere und Himbeere geben frischer Vanille, Zeder, Kirschen, Kakao und Oliven ein wunderbares Geleit. Über allem bildet sich ein betörender Duft von Jasmin und – der Unterhaltungswert ist hoch – etwas Rindsbraten taucht im Bouquet auf. Am Gaumen stellen wir fest, wie man bei Mansenoble einen Wein der Nase widmet, ohne sich auf diese Rezipientin zu beschränken. Aller Aromenpracht ist hier ein solides Fundament gebaut worden. Tannine und Säure leuchten den Mundraum aus, die Wärme des Südens entsteht und gibt den Gewürzen und Früchten überhaupt erst einen Sinn. Einen solchen Roten kann man getrost als vollständig bezeichnen. Seine Bestimmung: Alleinunterhalter für einen ganzen, langen Abend – und das für diesen Preis!
Ab sofort bis mindestens 2029+, jetzt noch unbedingt dekantieren!
Mansenoble zeigt mit seinem Vin de Pays „Le Nez“ 2021 aus den Coteaux de Miramont wie man die Nase und den Gaumen verwöhnt. Prachtvoll!