Aires Hautes
„Chrysope“ Minervois, rouge 2021

Sommerfrucht, gepflegte Rustikalität und immens viel Charakter

Die Wertschätzung, die Gilles Chabbert von Aires-Hautes seinem Terroir entgegenbringt, geht so sehr ins Detail, dass er mit seinem „Chrysope“ sogar der grünen Florfliege („Chrysope verte“) ein Denkmal setzt, einem Nützling, der unter anderem den so gehassten Blattläusen und Spinnmilben den Garaus macht und im deutschen den freundlichen Namen Goldauge verliehen bekommen hat. Die Wertschätzung ging in diesem Falle sogar so weit, dass er sie liebevoll auf dem Etikett abbildet. Zur Ehre dieses zarten Insektes also schuf Chabbert diese Cuvée aus den klassischen Rebsorten des Languedoc. Syrah- und Grenachetrauben (in der Cuvée dann im Verhältnis 70:30 vorhanden) wurden von Hand gelesen und sortiert und dann getrennt voneinander vinifiziert. Vollständig entrappt und eingemaischt, für 72 Stunden gekühlt vorvergoren, ließ er die Temperatur dann langsam ansteigen, sodass eine spontane Gärung einsetzen konnte. Nach etwa drei Wochen Gärung erfolgte dann der Ausbau in Zement und Fudern.

Ein dichter und kraftvoll pigmentierter, fast Minervois ist es dann geworden. Sein dunkles bis ins Violett reichendes Rot lässt vermuten, es könne sich um einen schweren und wuchtigen Wein handeln; aber weit gefehlt! Die Nase bekommt erst einmal Frische und helles Licht ab. Die weite Aromenlandschaft ist vollkommen sonnendurchflutet. Würze ist hier etwas aufreizendes, in zarten Dosen beigegebenes (Zeder, Tabak, Nelke, Lorbeer, Leder). Auch die Frucht stellt sich diesem Prinzip „Licht“ nicht entgegen, obwohl zur Klassifikationszwecken der Begriff „dunkle Frucht“ leider verwandt werden muss (Brombeeren, Brombeergelee, Süßkirsche, Pflaume, Schlehe, Wachholder, Holunder, mediterranen Kräuter und Pfeffer, der auf Syrah schließen lässt). Alle diese Aromen wollen blinzeln machen… Am Gaumen setzt dann aber doch Wärme ein: einerseits heizt der Alkohol ein wenig ein, andererseits beginnen die Früchte und die angenehme Süße langsam eine Pagnol-Sommerlandschaft zu bevölkern – und man weiß, wie bereits die reine Erinnerung daran gütige Wärme erzeugen kann. Das samtige Tannin ist herrlich kraftvoll aber ohne jede Gewalt, die Säure belebend präsent. Es ist eine friedliche Landschaft, in der aus dem Zikadengesang der Würznoten immer wieder Fruchtjuwelen herausfunkeln. Chryspoperla carnea, die somit geehrte grüne Florfliege, das Goldauge sollte sich gefälligst geschmeichelt fühlen, jedes Jahr bei Gilles Chabbert vorbeikommen und ihm die Schädlinge wegfressen.

Ab sofort, bis 2030+.