Palacios (Bierzo)
„Pétalos de Bierzo“, tinto 2021

Eine Mencía-Cuvée, die ihrem Namen alle Ehre macht! 93+ Punkte – Robert Parker WINE ADVOCATE

An sich hätte Álvaro Palacios für ein Winzerleben schon reichlich viel geleistet: Der Kultwein „L’Ermita“ aus dem Priorat geht ebenso auf den Kultwinzer zurück wie die erst Ortsbezeichnung (Gratallops) innerhalb einer spanischen DO (Herkunftsregion). Doch Palacios, nach Eigendefinition „Hinterfrager“, liebt es einfach „erwachende Regionen wie das Bierzo zu präsentieren“. Hier hat er mit seinem Projekt „Descendientes de J. Palacios“ mit Hilfe seines Neffen Ricardo Pérez einer weniger bekannten Sorte einen markanten Wein gewidmet. Mencía nennt sich die angeblich von Pilgern auf dem Jakobsweg verbreitete Traube, die spätestens seit dem Blütenlogo seines „Pétalos“ weinweltweit bekannt ist. Der Qualitätsoffensive im Bierzo ist es zu verdanken, dass man heute allmählich auch sie am Radar hat, wenn es um Rotweine aus Kastilien geht. Der Grund liegt in einer wunderbaren Aromatik – Robert Parkers Mann in und für Spanien, Luis Gutiérrez, vergleicht sie mit der des „Grand Cru“-Weins „La Faraona“ (99 Punkte und ein Preis jenseits der 1000-Euro-Marke … ), mit der auch dieser 2021er von Palacios nicht geizt.

„Pétalos“, der „Brot und Butter“-Wein des Bierzo-Projekts von Familie Palacios stammt von (teils zugekauften) Trauben aus Weingärten in den Gemeinden Corullón, Villafranca del Bierzo, Viariz, Hornija, Valtuille de Abajo und Otero. Die in 450 bis 1100 Metern Höhe wurzelnden Rebstöcke sind 50 bis 110 Jahre alt – nicht unflott, für den Basiswein des Weinguts, nicht wahr?

Im Duft zunächst satte Beerenfrucht (rote Johannisbeere, Himbeere, beide mitsamt ihren krautig-süßlichen Blättern) bis fast Beerenjoghurt, dazu Kirsche, Blütenaromen und ein Hauch von kühlem Stein, dann allerdings wechselt der in Holz- und Edelstahltanks spontanvergorene „Pétalos“ (der nach 31 Tagen auf der Hefe und zwei Monaten „Malo“ noch neun Monate in gebrauchten Barriques und Fuderfässern ausgebaut wurde) auf einen eher würzig-balsamischen Modus – dunkler, aber nicht weniger einladend saftig: Süßholz mit leicht salzig-rauchigem Einschlag, etwas Kastanienschale, helle Tabaknoten und Leder erfreut der Spanier die Nase. Er ist bereits hier ein gutes Beispiel für simplexity – einen einfachen, aber vielschichtigen Wein. Der leichtgängige erste Schluck trägt ebenfalls dazu bei, dass man dieser Mencía-Cuvée (94 %, der Rest sind rote und weiße Rebsorten, die im Bierzo häufig im Mischsatz zu finden sind: Alicante Bouschet, Gran Negro, Pan y Carne, Negreda, Palomino Fino, Valenciana und Malvasía) fast unterschätzt. Doch der feine grip des Gerbstoffs und eine erfrischend helle Säure zeigen schnell, auf welch bemerkenswerten Niveau sich die „Bierzo-Basis“ von Palacios bewegt. Denn hier spielt sich einiges ab, vor allem die Namensgebung („Pétalos“ bedeutet „Blüten“) wird nun völlig klar. Hibiskus, Veilchen und ein kleines Quantum Rosenblätter scheinen sich nun sogar am Gaumen zu manifestieren! Dazu gesellt sich eine Mischung aus noch grünen Kaffeebohnen und Minze, die sich auch noch im durchaus fruchtgetönten Nachhall ausmachen lässt. Um es vielleicht ein weniger unpoetischer zu sagen, wie es dem Bierzo-Roten mit dem schönen Namen gebührt – hier blüht Ihnen was: nämlich viel Wein zu einem überschaubare Preis!