AT-BIO-402
Tropenfruchtiger, Terroir-geprägter Veltliner. 94 Punkte – JAMES SUCKLING
Der Name ist leicht zu merken und doch liegt sie ein wenig versteckt – die Riede Renner in Kammern. Diese „Erste Lage“ gemäß der Nomenklatur der „Österreichischen Traditionsweingüter“ (ÖTW), denen Hannes Hirsch angehört, stellt den unteren Teil des Kammerner Gaisbergs dar. Der nicht weniger bekannte Nachbar ist die Ried Lamm, von der die Weingärten auf lehmig-sandigem Boden nur durch einen Hohlweg getrennt sind. Kristallinen Gesteine wie Gneis, Amphibolit und glimmeriger Schiefer würzen die Böden hier zusätzlich. Wer die im Schatten der Kamptaler Dominatoren Lamm und Heiligenstein stehende Lage ein wenig kennt, wird sie mit „fett’n“ Weinen in Erinnerung haben. So nennt der Österreicher die etwas üppigere Machart, der man auch mehr „Schmalz“ attestiert. Im Falle des biodynamischen Weinguts Hirsch wird man aber auch beim „Renner“ die deutlich schlankere Handschrift des Hausherrn Johannes Hirschs feststellen. Auch wenn die erste Bekanntschaft mit dem 2022er vielleicht mit einer Plattitüde der Weinbeschreibung beginnt.
„Fruchtbombe“ muss aber hier zwingend stehen! Denn der Mix aus Ananas, Mango und auch Papaya wird auch um das undefinierbare weiße Fruchtstückchen bereichert, das Kompott in chinesischen Restaurants so duftig macht. Bei diesem Duft versteht man unmittelbar, was Lössboden aus dem altbekannten und mitunter auch stilistisch altbackenen Veltliner machen kann. Doch diese Transformation läuft nie aus dem Ruder, sondern vollzieht sich unter einem wachen Winzerauge. Spätestens das saftige Mundgefühl dieses Weißweins bringt nämlich allerdings schnell Gewissheit, dass man keinen Grauburgunder oder einen Chardonnay im Glas hat, sondern Österreichs Lieblingstraube. Der Grüne Veltliner kommt mit feiner Säure und dem merklichen Gerbstoff, den ihm Hannes Hirsch als Strukturgeber ebenfalls „stehen“ hat lassen, immer deutlicher zum Vorschein. So wird der keineswegs wuchtige, aber sehr intensive Lagenwein zugleich mit Langlebigkeit versehen. Denn „nomen“ ist in diesem Fall eben kein „omen“ – dieser 2022er „Renner“ läuft nicht zur Topform auf, er geht ihr langsam entgegen. Am besten sprechen wir uns 2030 wieder …
Ab sofort bis 2034.
Vollmundiger Veltliner, der nicht vom Alkohol, sondern der Finesse lebt. Zugänglich und exotisch, begeistert Hirschs „Renner“ alle Weintrinker-Fraktionen.