Garnier & Fils, Chablis 1er Cru Mont de Milieu, blanc 2020

Wenn es um die Premiers Crus aus Chablis geht, dann gehören die Weine vom Mont de Milieu zu den interessantesten Entdeckungen, die man machen kann. Das liegt an der Lage, die nur unweit von den Grands Crus der Appellation entfernt ist. Der Mont de Milieu wurde 1218 zum ersten Mal als „montmelliant“ erwähnt und später als „mont de milieux“ bezeichnet. Der Name, übersetzt heißt er so viel wie „Mittelberg“, stammt daher, dass genau in der Mitte der Erhebung die Grenze zwischen dem Herzogtum Burgund und der Champagne lag. Heute profitiert der 1er Cru von seiner südlichen Ausrichtung, die in manchen Jahren, wenn das Chablis wieder einmal vom Frost geplagt wird, einen entscheidenden Vorteil bieten kann. In 2020, einem auch im Chablis vergleichsweise warmen Jahr, war das kein Problem. Da ging es den Brüdern Garnier eher darum, die perfekte Balance aus Reife und Frische zu erreichen und die besondere Mineralität, für die der „Mont de Milieu“ bekannt ist, zu integrieren. Und genau da hat ihnen der völlig ungewöhnliche 2020er-Jahrgang exakt in die Karten gespielt. Weinbautechnisch war das ein sehr unaufgeregter Jahrgang, in dem es endlich einmal weder Hagel noch Spätfröste gab. Dafür wurde es im Sommer sehr heiß und trocken, und so mancher Winzer fürchtete sich schon vor Trockenstress und weiteren Unbilden des Wetters. Doch dazu kam es nicht. Die Böden hatten genügend Wasser gespeichert, und der Chardonnay hatte gelernt, mit der Hitze umzugehen. Er hat sehr viel langsamer Zucker aufgebaut, hat nur kleine, aber konzentrierte Beeren erzeugt und konnte vor allem über einen längeren Zyklus hinweg die Säure konservieren, bis es im August kühler wurde. Diese Säurestruktur macht diesen Mont de Milieu zu einem der schönsten der letzten Jahre. Der Chablis duftet nach Zitronentarte und ein wenig Vanille, nach Limettenabrieb, zerstoßenem Stein und Austernschalen, grünen Äpfeln und Birnen. Am Gaumen zeigt der Mont de Milieu, der über 18 Monate im Edelstahl (70 %) und im großen Holz (30 %) ausgebaut wurde, eine druckvolle Frische und eine gleichzeitig leicht cremige hefige Textur. Hier waltet pure Energie und ferner eine druckvolle Säure, die die grüne und hellgelbe Frucht zusammen mit salzigen und kräutrigen Noten lange über den Gaumen trägt. Auch 2020 wieder ein großartiger Chablis in einem Preisbereich, der so in Meursault gar nicht mehr existiert. Und dann sind da noch die 94 Punkte, die Neal Martin (Vinous) diesem Wein verliehen hat...

Schon jetzt mit Genuss zu trinken. Potenzial bis sicherlich 2032 und länger.

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