Emrich-Schönleber, Weißburgunder „S“ 2022

Dass ein Wein seine Herkunft zeigt, und das ungeschminkt, ist nach Aussage der Schönlebers die vordringliche Aufgabe der Weinbereitung. Wir sollen also im Falle unseres Weißburgunder „S“ das „Frühlingsplätzchen schmecken können, eine Lage mit Ausrichtung von Südwest bis Südost (also herrlich sonnenverwöhnt), geprägt von rotem Schiefer und Kieseln. Der schonend abgezogene Saft selektierter, von Hand gelesener Trauben wird bei kontrollierter Temperatur vergoren und der Jungwein darf dann in großen 2400- bis 3000-Liter-Fässern reifen. Holz, das nur äußerst wenig Aroma beisteuert, dem Wein möglichst nur noch Reaktionsoberfläche zur Verfügung stellt und damit Möglichkeit zum Ausgleichen extremer Eigenschaften bietet – also keine Schminke, nur eine sanfte Ruhestätte.

Es riecht zuerst einmal völlig überraschend nach (ungerösteter) Haselnuss. Das Bouquet dieser äußerst zartfarbigen, grüngelben Flüssigkeit öffnet sich langsam. Dem Charme dieser Selektion kann man sich spätestens dann nicht mehr entziehen, wenn – geöffnet – der Haselnuss ein Duftkomplex von Neroli, Vanille (nimmer ein hölzernes Etwas) und Feuerstein folgt und schließlich Frucht (Birne, Zitrone, Ananas, Apfel) empor bricht und später Frisch-Zitrisches sich sogar verdunkelt und Bergamotte hervortritt.

Auf der Zunge entwickelt sich der Weißburgunder ähnlich: zuerst steigert sich ein Füllegefühl, das vor Erreichen jeden Überdrusses abklingt, sich magisch in Leichtigkeit verwandelt. Salz, Säure, Süße lassen es dann zu, dass Flint Funken schlagen und Frucht den Mundraum füllen kann. Das lange Ausklingen schafft ein Vakuum. Dieses erzeugt übermächtige Lust auf Schluck zwei und das ganze startet von Neuem.

Ab sofort bis mindestens 2031+.

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