Holger Koch, Chardonnay-Weißburgunder-Sauvignon Blanc „Herrenstück” 2021

Unmittelbar vor dem Weingut liegt Holger Kochs „Herrenstück“, die Ortslage, aus der mehrere seiner Burgunder stammen. Für 2021 sah das klassisch Koch’sche „Drehbuch“ für diese nach Süden ausgerichtete Lage allerdings ein klein wenig anders aus, infolge des Frosts gibt es heuer keinen reinen Chardonnay aus dem Herrenstück, dafür eine umso raffiniertere Cuvée aus 60% Chardonnay, 38% Weißburgunder und einer Spur (2%) Sauvignon Blanc, die dank Ausnahmegenehmigung (hier hat alles seine Richtigkeit) auf dem Etikett nicht ausgewiesen werden muss. Wer nun eine grasige Stilistik durch letzteren Partner vermutet, um nicht zu sagen: befürchtet, kennt das Mikroklima des „Herrenstücks“ nicht. Denn die Sonne, die der Hang tankt, wird von einer guten Durchlüftung der Reben mit einem kühlen Einschlag konterkariert. Zudem wird auch bei diesem Wein der Ausbau – mit einem kleinen Anteil an Trauben mit Schalenkontakt – beibehalten, der Kochs Burgunder so bekannt gemacht hat. Zudem sorgt das recht kühle Jahr auch beim Alkohol für moderate 12 Volumenprozent Alkohol, was der Frische zusätzlich hilft.

Wie gesagt, die Kombination mag ungewöhnlich sein, doch tatsächlich meldet die Nase bereits perfekte Harmonie – allenfalls etwas fruchtige Glanzlichter setzen die Assemblage-Partner beim Chardonnay. Es duftet nach Mango-Lassi, mehr noch nach „Bienenstich“ mit Mandelsplittern. Die Nussigkeit, nicht die Süße ist hier die Assoziation, denn sie kommt mit sanften Rösttönen schön durch im Duft. Am Gaumen kann dann der Dreiklang noch klarer dekonstruiert werden, wenn man das will. Fülle und exotische Fruchtigkeit des Chardonnays, gemildert vom Gerbstoff und den nussigen Einträgen des Weißburgunders, werden von einem „Ich pfeif mir nichts“-Akkord des Sauvignon Blancs nicht gestört, sondern verjüngt. Vor allem im Finale sorgte das für gut gelöste Spannung zwischen den so ungewöhnlichen Akteuren. Am Ende dieser lebhaften Diskussion unter Rebsorten steht ein bemerkenswert süffiger Wein mit zarter Säure. „Serendipity!“, werden alle Innovationsforscher da wohl mit der (englischen) Zunge schnalzen.

Ab sofort bis leicht 2027+.

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