Scarpa, „Bric du Nota“ DOC Nebbiolo d’Alba, rosso 2020

Der Nebbiolo fristet im Piemont bisweilen ein etwas undankbares Zwitterdasein. Einerseits wird er hoch gelobt, weil aus ihm die fantastischen Baroli und Barbareschi der Region gekeltert werden, Weine von Weltformat mit großartigem Lagerpotenzial, die maximalen Trinkgenuss bieten. Wird der Nebbiolo andererseits jedoch unter seinem eigenen Namen verkauft, schlägt ihm nicht selten eine gewisse Skepsis entgegen. Nach dem Motto: Ist das ein Wein für all jene, die sich einen Barolo oder Barbaresco nicht leisten können? Aber das ist natürlich Unfug. Reinsortig ausgebauter Nebbiolo außerhalb der engen Grenzen der Barolo- und Barbaresco-Gebietsgrenzen bietet schlicht schneller zugänglichen Piemont-Genuss auf hohem Niveau, mit einer Spur weniger Gerbstoff und Tiefe, dafür gibt es ein Plus an Frucht. Die Trinkfreude ist damit garantiert. Und wenn man es so sieht, dann sind Nebbiolos fantastische Weine, die man auch mal entkorken kann, wenn gerade nicht Sonntag oder Feiertag ist und es dennoch Pasta al ragù mit einem Glas charakterstarkem Piemonteser Roten sein soll. Das ist großer Genuss für den Alltag. Und ja, da müssen wir nicht drum herumreden, günstiger als die großen Geschwister ist so ein Nebbiolo natürlich auch – zum Glück gibt es diese Weine! Vor allem, wenn sie so exzellente Qualität bieten, wie der Nebbiolo d’Alba „Bric du Nota“ von 2020, dem die Traditionalisten von Scarpa nach dem Ausbau im großen Holzfass genügend Zeit gegeben haben, damit er sich herrlich entfalten konnte. Der – und das ist typisch für Nebbiolo – ziegelrote Wein duftet nach Rosenblättern, etwas Unterholz, Pflaume, Johannisbeere und Sauerkirsche kommen dazu, genau wie eine animierend pfeffrige Würze. Das ist komplex und vielschichtig. Am Gaumen entwickelt der „Bric du Nota“ schönen, wohldosierten Druck, die Gerbstoffe sind fest und reif, sie packen genau so zu, wie es sein muss. Erneut blinkt Johannisbeere auf, da ist eine fantastische Frische, Lorbeerblatt gesellt sich dazu. Das ist ein richtig erwachsener Wein, der bereits komplett zugänglich ist. Und wenn man das Etikett nicht liest, darf man sich einen mittelgewichtigen Barbaresco vorstellen. Was will man mehr?

Ab sofort und bis 2033.

Nach oben