Caillou, „Esprit Nature“ Côtes-du-Rhône, rouge 2021

In den Jahren vor 2021 spielte bei dem „Esprit Nature“, der bis 2019 noch schlicht „Nature“ hieß, die Mixtur mit Syrah eine deutlich größere Rolle. Im Jahr 2021 spricht Kellermeister Bruno Gaspard etwas kryptisch von „hauptsächlich“ Grenache ohne explizit andere Sorten zu erwähnen. Kein Wunder also, dass es sehr deutlich im Glas „grenachiert“. Das fängt schon bei der Farbe an, einem leuchtenden Rubinrot mit dunkelvioletten Reflexen. In der Nase kommt zarte Frucht an, aber da zeigt er sich noch etwas verhalten und lässt allenfalls erahnen, was er wirklich kann – und er kann eine ganze Menge! Am Gaumen legt er sofort tüchtig nach. Beeren! Viele rote und noch mehr dunkle Beeren sind da zu entdecken, vor allem Brom- und schwarze Johannisbeeren. Und zur Beerigkeit gesellen sich dann noch munter Aromen von Weichsel, Kirsche und Pflaume hinzu und das ohne an einen übersüßen, in Likör ertränkten Obstsalat zu erinnern. Sortentypisch halten sich die Tannine zwar vornehm zurück, dennoch hat der „Esprit Nature“ einen wunderbar feinen und trotzdem zupackenden mineralischen grip, der die ganze Fruchtigkeit straff flankiert und ihm nicht nur eine angenehme Süffigkeit sondern auch Eleganz, Tiefgründigkeit und Klasse verleiht. Grade bei den ersten Schlucken zeigt er ein zartes, fast moussierendes Prickeln, das später als angenehme Lebendigkeit bleibt. Das liegt zum einen sicher auch an den klimatischen Umständen des Jahres – nach einem ungewöhnlich warmen Winter hatte man Anfang April mit heftig Nachtfrösten zu kämpfen. Zum Glück trieben die Reben dann doch noch nach langem Bangen aus und schafften es durch einen kühlen Frühsommer. Ein paar Hitzetage und gut verteilte Niederschläge und vor allem das herausragende Handwerk des Winzers in Weinberg und Keller (inklusive macération carbonique und viermonatigem Ausbau im Edelstahl) sorgten dann für eine Entwicklung die in ihrer Stilistik eher an die Weine aus der Zeit der späten 1990er erinnert. Sensationell frisch und blitzsauber steht er da, ohne ausschweifendes Obst oder Alkoholnoten, fein balanciert und ohne einen Hauch von Reduktion, wie sie bei komplett ungeschwefelten und naturvergorenen Weinen derselben Machart durchaus anzutreffen ist. Der „Esprit Nature“ ist bei trotz oder gerade wegen seines Trinkflusses ein alles andere als unterkomplexer Wein, der hervorragend zu Spaghetti al ragù oder leicht gekühlt (14–16 °C) zu ausgezeichnet zu Grilladen, Seeteufel im Speckmantel, zur Pizza oder zu Schinkenplatte passt. Als Solist? Immer! Jederzeit!

Ab sofort und bis 2029+.

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