Wagner-Stempel
Grüner Silvaner trocken 2023

Neuer Glanz für den Rheinhessen-Silvaner: endlich Klasse statt nur Masse!

Die Älteren werden sich erinnern: Nach dem Glykol-Skandal Mitte der 80er-Jahre war der deutsche Wein in der Wertschätzung ganz unten angekommen. Deutscher Wein stand nicht nur im Ausland, sondern auch hierzulande für Masse statt Klasse. Da machte sich in Rheinhessen, dem größten Weinbaugebiet Deutschlands (und mit rund 2300 Hektar Rebfläche dem größten Silvaner-Anbaugebiet der Welt), eine Gruppe von Winzern auf, statt süßem Bonbonwasser einen frischen, leichten, feinfruchtigen und vor allem trockenen Silvaner neu zu „definieren“. Das Ziel eines sortentypischen und damit wiedererkennbaren, trocken und frisch schmeckenden rheinhessischen Silvaners hat dieser einst mit großem Marketingaufwand beworbene Markenwein gewiss erreicht. Er führte aber auch zu dem knappen Urteil der englischen Weinkritikerin Jancis Robinson, in Rheinhessen gebe es zwar mehr Silvaner, doch in Franken finde diese Rebsorte ihren vielschichtigsten Ausdruck. Zu den erfreulichen Ausnahmen in Rheinhessen gehört zweifellos dieser elegante, druckvolle, fein ausbalancierte Grüne Silvaner von Wagner Stempel, der Boden und Herkunft geschmacklich aufs Schönste widerspiegelt. Wächst der Silvaner rundherum meist in unbedeutenden Weinbergen, so steht er bei Daniel Wagner in den besten Lagen von Siefersheim. Dort, wo er seine Wurzeln tief in den sandigen und steinigen Lehm mit Porphyr-Verwitterungsgestein im Untergrund treiben und, von der Sonne begünstigt, voll ausreifen kann, zeigt er seine ganze Pracht: In der Farbe präsentiert er sich in einem klaren, hellgelben Ton mit verführerischen grünen Reflexen. Doch sein wahrer Zauber entfaltet sich in der Nase: Ein filigranes Bouquet von gelben Äpfeln, Honigmelone und reifen Quitten steigt aus dem Glas. Es folgt ein klarer, straffer Duft mit einem Hauch von Rauch und feinen vegetabilen Noten. Am Gaumen trocken, aber erfrischend, mit einer feinen, mineralischen Note, die den Körper umspielt. Saftige, noch jugendliche Frucht verbindet sich mit lebendiger Säure und einem Hauch von mürbem Tannin, während zarte gelbe Blüten, Nuancen von Mirabellen und Stachelbeeren im Hintergrund tanzen. Der Abgang ist geprägt von feiner Würze und einem Hauch cremiger Süße, begleitet von mineralischen Anklängen und nussigen Noten. Ein saftiges, feinwürziges Finale, das noch lange in Erinnerung bleibt.

Ab sofort und bis 2028+.